Platzertal und Energiewende: ein Reizthema

Der Kraftwerkausbau Kaunertal bewegt und regt auf. Doch was ist wirklich Sache? Braucht es solche Ausbauten, um die Energiewende stemmen zu können? Geht es doch eher ums Geschäft? Ein Reality-Check!

„Der Klimawandel ist real. Die Energiewende wird es brauchen, um in Zukunft energieautonom und umweltfreundlich leben zu können. Diesen Punkten stimmen sowohl Befürworter als auch Gegner des Ausbaus-Platzertal zu. Bis zum Jahr 2040 wird es auch zu einer Verdoppelung des Energiebedarfs kommen“, erinnert TIWAG-Vorstand Michael Kraxner. Dementsprechend muss auch die Energieversorgung ausgebaut werden. Genau bei diesem Ausbau stehen meist nicht die Wasserkraft, sondern vielmehr andere erneuerbare Energien im Mittelpunkt. Photovoltaik und Windkraft werden zentral in der Gewinnung dieser Energie. Die Hauptaufgabe der Wasserkraft ist in diesem Zusammenhang eine andere: Es geht darum, Speicher für diese Mengen an Energie zu bereitzustellen. Auch Sebastian Freier (Technischer Vorstand EW-Reutte) betont, dass die größte Herausforderung das Speichern der Energie ist - und nicht die Gewinnung.

Speichern für den Rest Europas?

Wenn tagsüber die Sonne scheint, und die PV-Anlagen auf Hochtouren Strom erzeugen, wird dieser meistens nicht gebraucht. Am Abend hingegen steigt der Energiebedarf enorm. Die Haushaltsgeräte werden hochgefahren, Handy, Laptop etc. werden angesteckt, die Waschmaschine wird angeschmissen. Das Problem liegt auf der Hand. Wie speichern wir diesen Energie-Überschuss von Untertags bis in die Abendstunden, wo der Bedarf besteht. Das kann in der Größenordnung von Privathaushalten noch mit Batterien funktionieren. Wenn wir aber größer denken, stoßen wir recht schnell an Grenzen. Überschuss aus Photovoltaik vom Sommer in den Winter zu transportieren, verlangt nach anderen Dimensionen. Genau da kommen Pumpspeicherkraftwerke wie das im Kaunertal ins Spiel.

Horrorszenario Blackout

Nicht nur für das langfristige Speichern der Erneuerbaren sind Wasserkraftwerke wichtig. Auch um zum Beispiel Wolkenbänder abzufedern, braucht es sichere Energiespeicher. Wenn die Stromerzeugung großer PV-Anlagen von der einen auf die andere Sekunde auf null sinkt, muss der Strom woanders herkommen. Und zwar sofort. Sonst droht ein Zusammenbruch des Netzwerkes, wie es auf der Iberischen Halbinsel gerade erst der Fall war. Doch auch wenn es schon zu spät ist, und der Strom weg ist, sind die Wasserkraftwerke wichtig. Denn vom Speicher aus kann man das Stromnetz mit einem sogenannten Schwarzstart, Stück für Stück wieder hochfahren. Nicht nur das lokale, auch das europäische Netz kann von hieraus wieder stabilisiert werden.

Vom Großen zum Kleinen

Zurück ins Platzertal. Wer die Diskussion zwischen den Vertretern der Energieunternehmen verfolgt, hat schon bald keine Zweifel mehr. Das Platzertal wird wohl oder übel für die größere Sache weichen müssen. Über andere Teile der Lösung, wie das Sparen von Energie, wird nur kurz angesprochen, auch sonstige Aspekte spielen wenig Rolle in der Diskussion. Die ökologischen Auswirkungen, die so eine Talflutung mit sich bringt, werden fast nicht besprochen. Geschweige denn Ausgleichprojekte oder Auswirkungen des Klimawandels auf die Versorgungssicherheit der Wasserkraftwerke. Stichwort Wasserhaushalt und Gletscherschmelze.

In welcher Form der Ausbau kommt, wird unter anderem die Umwelt-Verträglichkeits-Prüfung der Behörde weisen. So oder so, Veränderung hat immer zwei Seiten.

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen der Lehrredaktion des AlpenKlimaGipfels.

Redaktion: Benjamin Goller
Kategorie: Artikel
Datum: 05.6.2025

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