
In einer Zeit, in der die Erde sich laut aktuellen Studien bereits deutlich über das 1,5-Grad-Ziel hinaus erwärmt, scheint der gesellschaftliche und politische Rückhalt für konsequenten Klimaschutz zu schwinden. Während Extremwetterereignisse zunehmen, wächst der Druck auf Klimaschützer:innen weltweit. Ist der Klimaschutz noch zu retten – oder gewinnen Klimaleugner endgültig die Oberhand?
Desinformationsakteur:innen nutzen gezielt soziale Medien, um Unsicherheit zu erzeugen. Fake-News und Verschwörungstheorien rund um den Klimawandel sind längst zu einem politischen Machtinstrument geworden. Die Algorithmen dieser Plattformen befeuern die Verbreitung emotionalisierter Inhalte – oft zum Vorteil derer, die wissenschaftlich belegte Fakten leugnen oder relativieren. Plattformen wie „X“(ehemals Twitter) oder Donald Trumps „Truth Social“ bieten solchen Narrativen kaum Einhalt – Regeln zur Faktenprüfung fehlen oder werden nicht durchgesetzt.
„Desinformationskampagnen werden meist erst bemerkt, wenn sie sich bereits weit verbreitet haben – sie im Vorfeld zu stoppen, ist schwierig, weil es auf sozialen Medien kaum journalistische Barrieren gibt. Die Inhalte sind oft stark emotionalisiert, manipulativ und basieren auf gezielt ausgewählten Daten – klassisches "Rosinenpicken“, fasst Berger zusammen.
In den USA geraten Klimawissenschaftler:innen zunehmend unter politischen Druck. Die Rhetorik rechter und rechtsextremer Akteure, die teilweise auch in Schlüsselpositionen, wie in Präsident Trumps Kabinett anzutreffen sind, untergräbt das Vertrauen in Wissenschaft und klassischen Medien. Zeitungen und Fernsehsender werden von Rechtsaußen-Akteuren gekauft – so sind Nachrichten teilweise nicht mehr den journalistischen Qualitäten unterlegen. Die Klimadebatte hat sich vielerorts deutlich nach rechts verschoben, während Protestbewegungen kriminalisiert oder marginalisiert werden. „Wir sprechen über Klimawandel und Klimakrise – und erleben gleichzeitig, dass antidemokratische Haltungen in der Gegenwart zunehmen. Das ist eine gefährliche Entwicklung“, so Berger.
Auch wirtschaftliche Interessen spielen eine zentrale Rolle. Unternehmen, die vom Status quo profitieren – etwa Öl- und Energiekonzerne – haben wenig Interesse an einer grundlegenden Transformation. Dabei zeigen Studien klar: Die Folgekosten der Klimakrise übersteigen die Ausgaben für Klimaschutz bei Weitem. Dennoch werden digitale Technologien und Künstliche Intelligenz derzeit primär mit Blick auf Effizienz und Profit entwickelt, nicht auf Nachhaltigkeit.
Gleichzeitig explodiert der Energieverbrauch digitaler Großkonzerne: So verbraucht Microsoft im Jahr 2023 rund 25 Terawattstunden – etwa ein Viertel des Jahresverbrauchs von ganz Österreich. Künftig könnten KI-Systeme bis zu einem Viertel des weltweiten Strombedarfs verschlingen. Nur der Tech-Riese Apple verzeichnet bislang nennenswerte Fortschritte bei der Reduktion seines CO₂-Ausstoßes – und das aus gutem Grund: Apple hat bereits so viele Geräte verkauft, dass das verwendete Material recycelt werden kann.
Die zentrale Herausforderung ist die enorme Geschwindigkeit, mit der sich Informationen – ob richtig oder falsch – verbreiten. Sie beeinflussen unsere Wahrnehmung, unsere Entscheidungen und letztlich unsere Lebensgrundlagen. Dem gegenüber steht ein politisches System, das offensichtlich zu langsam reagiert. Wenn die Gesellschaft nicht aufpasst, wird aus der Fiktion eines Romans die Realität von morgen.
Redaktion: Magdalena Stern
Kategorie: Artikel
Datum: 05.6.2025
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