„Wenn wir etwas dazu beitragen wollen, dass sich das Klima nicht so schnell verändert, dann müssen wir im Kleinen beginnen, denn jeder Beitrag zählt. Es ist wichtig, diese Themen in die Breite der Bevölkerung zu tragen und gemeinsam Wege zu gehen – bei der Energiewende, der Klimawende und der gesellschaftlichen Wende“, appellierte Anton Mattle, Tirols Landeshauptmann, der gemeinsam mit René Zumtobel, Landesrat für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz und Nachhaltigkeit, zum 2. AlpenKlimaGipfel auf der Tiroler Seite der Zugspitze begrüßte.
Temperaturanstieg schafft neue Realitäten
Zum Auftakt des AlpenKlimaGipfels diskutierten am 4. Juni 2025 Meteorolog:innen und Klimaforscher:innen die aktuelle Datenlage und verwiesen auf die Dringlichkeit, den Klimawandel faktenbasiert, grenzüberschreitend und lösungsorientiert zu behandeln. Exklusiv präsentiert und diskutiert wurde das neue DACH-Alpenklima-Bulletin für das Winterhalbjahr 2024/25 (ab 17. Juni hier zugänglich) von MeteoSchweiz, dem Deutschen Wetterdienst (DWD) und GeoSphere Austria und das Positionspapier des Expertenforums Klima.Sport.Schnee über „Perspektiven des Winter- und Bergsports im Zeichen globalen Klimawandels“ (hier zugänglich). In den vergangenen Jahrzehnten ist eine deutliche Erwärmung des Klimas zu verzeichnen. Aktuellen Berechnungen zufolge liegt der durchschnittliche Temperaturanstieg seit vorindustrieller Zeit bis Ende 2024 in Deutschland bei 2,5 °C, in Österreich bei 3,1 °C und in der Schweiz bei 2,9 °C, wie Sven Kotlarski, Bundesamt f. Meteorologie & Klimatologie MeteoSchweiz, erläuterte. Die Expert:innen erwarten, dass die Jahresmitteltemperatur im DACH-Raum bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens weitere zwei Grad steigt – mit enormen Auswirkungen auf das alpine Leben und Wirtschaften.
Harald Kunstmann, Träger des Deutschen Hydrologiepreises 2024, warnte eindringlich vor Wetterextremen. Glaziologin Andrea Fischer ergänzte: „Die Datenerhebung in der Klimaforschung liefert eine wertvolle Grundlage für die Meinungsbildung der breiten Bevölkerung. Komplexe Daten können mittlerweile für jede und jeden verständlich dargestellt werden.“ Lothar Bock vom Deutschen Wetterdienst erinnerte: „Der Klimawandel birgt auch Chancen – wenn wir sie erkennen und nutzen.“
Weitermachen wie bisher ist keine Alternative
Im Panel zur Zukunft des alpinen Raums wurde klar: Anpassung ist unumgänglich, aber nicht um jeden Preis. Carla Reemtsma von Fridays for Future mahnte: „Die Klimaveränderungen kommen in einem Tempo, dem wir so nicht gewachsen sind, und unsere Infrastruktur ist nicht auf drei Grad Erwärmung vorbereitet.“ Ursula Bittner von Greenpeace forderte einen Paradigmenwechsel: „Wir müssen uns an die Natur anpassen – nicht umgekehrt.“ Hubert Siller, Leiter des MCI-Tourismus, plädierte für pragmatischen Optimismus: „Weitermachen wie bisher hat es in den Alpen noch nie gegeben – dieser Raum hat sich immer angepasst.“ Regionen in höheren Lagen werden seiner Meinung nach jedenfalls auch künftig früher in die Wintersaison starten können.“ Clemens Matt vom Alpenverein brachte es auf den Punkt: „Dann müssen Hütten eben auch mal zusperren.“
Neue Leitplanken für den Alpenraum
Mit der Präsentation des neuen „Alpenmanifests“ formulierte das Netzwerk AlpNet zehn Prinzipien für einen respektvollen Umgang mit dem Alpenraum. Karin Seiler, Präsidentin des Netzwerks AlpNet und Geschäftsführerin der Tirol Werbung, erklärte: „Natürlich wird es Destinationen geben, in denen das Skifahren kürzer möglich sein wird – aber genau da übernehmen wir Verantwortung und entwickeln den Ganzjahrestourismus weiter.“ Stefan Egenter, Geschäftsführer der Allgäu GmbH, zeigte anhand konkreter Beispiele, wie touristische Regionen bereits umdenken und handeln.
Klimaschutz als Kooperationsthema
Beim Panel „Generation Klimakrise“ gaben junge Aktivist:innen Einblick in Motivation, Frust – und Lösungswille. Luca Barakat, Friday for Future Germany, formulierte es drastisch: „Wir stehen vor der größten Krise der Menschheitsgeschichte, und Fridays for Future erfindet keine Forderungen, sondern gibt den wissenschaftlich fundierten Empfehlungen des IPCC eine Stimme." Laila Kriechbaum warb für Reflexion innerhalb der Bewegung: „Man muss sich fragen, warum junge Menschen bereit sind, im Aktivismus so weit zu gehen – trotz der teils hohen Strafen, die sie riskieren.“ Gleichzeitig sei es wichtig, diesen Aktivismus auch zu reflektieren: Gegen wen richten sich die Aktionen, wie werden sie durchgeführt – und gäbe es alternative Wege? Ökonom Matthias Sutter ergänzte mit Blick auf den gesellschaftlichen Diskurs: „Klimaschutz ist ein Kooperationsthema. Extreme Forderungen schaffen Widerstand – wir können nur miteinander gewinnen, denn es ist illusorisch, Lösungen zu finden, die keine Kompromisse erfordern.“
Den Abschluss des ersten Tages bildete ein hochkarätig besetzter Perspektiven-Talk zum Thema „Energie weiterdenken und Weichen für morgen stellen“. Dabei diskutierten Michael Kraxner, Vorstand der TIWAG, Sebastian Freier, Technischer Vorstand EW-Reutte, Karlheinz Wex, Vorstand Plansee Group, und Hans-Georg Pittl, Bürgermeister von Ladis, über die Zukunft der Energieerzeugung.
Mit sieben weiteren hochkarätig besetzten Diskussionen findet der AlpenKlimagipfel auf der Zugspitze am Donnerstag, 5. Juni, seinen Abschluss. Dabei werden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit ebenso diskutiert wie neue Wege im alpinen Tourismus und der Landwirtschaft, die Folgen von verfehlter Klimakommunikation, aber auch die Frage: Ist die grüne Wende ein Garant für schwarze Zahlen?
Der AlpenKlimaGipfel wird auch 2025 wieder nach den Kriterien von „Green Event Tirol basic“ organisiert.
Über den AlpenKlimaGipfel
Der AlpenKlimaGipfel ist eine interdisziplinäre Dialogplattform zum Thema Klimawandel im alpinen Raum. Ziel ist es, Expert:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesundheit, Sport, Medien, Politik und Zivilgesellschaft zu vernetzen, fundierte Informationen zugänglich zu machen und konkrete Lösungsansätze zu diskutieren. Rund um die Organisation wurde ein Team aus Vertreter:innen verschiedener Disziplinen gebildet, die ein hochwertiges Programm garantierten. Teil dieses Teams sind u.a. PD Dr. Mag. Mag. Andrea Fischer (Wissenschaftlerin am Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der ÖAW, Glaziologin, Wissenschaftlerin des Jahres 2023) und Univ.-Prof. Dr. Ralf Roth (Leiter des Instituts für Outdoor Sport und Umweltforschung der Deutschen Sporthochschule Köln, Initiator des D-A-CH Netzwerks „Klima.Sport.Schnee“).
Gastgeber des AlpenKlimaGipfels sind die Region Tiroler Zugspitz Arena und die Tiroler Zugspitzbahn, unterstützt durch die Lebensraum Tirol Gruppe sowie deren Tochtergesellschaften Tirol Werbung, Standortagentur Tirol und Agrarmarketing Tirol. Der AlpenKlimaGipfel wird von Partnern wie der Elektrizitätswerke Reutte (EWR-Energie) und der Plansee Group unterstützt.
Alle Informationen zum AlpenKlimaGipfel finden Sie hier: www.alpenklimagipfel.jetzt